Vom Zahnarztstuhl zur Abstimmung in die Sporthalle

Von Thomas Reuter. Erschienen bei taeglich.me

CDU und Grüne wählen den 1. Beigeordneten. Paul-Georg Fritz setzt auf „Teamplay“ – auch mit den Fraktionen, „die mir jetzt ihre Stimme nicht geben konnten“.

Paul-Georg Fritz, neuer Beigeordneter bei der Stadtverwaltung Wülfrath

Wülfrath hat wieder einen 1. Beigeordneten: Gestern Abend wählte der Rat in der Sporthalle Goethestraße Paul-Georg Fritz. Er erhielt zehn Stimmen von CDU und Grünen. SPD, WG, Die Linke/Wülfrather Liste und FDP stimmten dagegen (acht Stimmen). Bürgermeister Rainer Ritsche hatte an der Abstimmung nicht teilgenommen. Die Wahl erfolgte ohne Aussprache. Gestern Morgen hatte Schwarz-Grün überraschend die Verwaltung informiert, die Wahl durchführen zu wollen, nachdem noch am Montagabend die anderen Fraktionen informiert worden waren, die Wahl zu vertagen (…).

Fritz ist ein politischer Mensch, als Politiker auch aktiv. Seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr gehört er dem Rat in Wesel an – für die Fraktion der Grünen, deren Ortsverbands-Vorstandssprecher er auch ist. In Wesel ist er Vorsitzender des Umweltausschusses und dritter stellvertretender Bürgermeister. Im Bewerbungsverfahren hatte er angekündigt, dass er – sollte er gewählt werden – mit seiner Familie nach Wülfrath ziehen wolle. Fritz ist verheiratet und hat vier Kinder. Die jüngste Tochter (15) begleitete ihn gestern zur Ratssitzung nach Wülfrath. Von einem Zahnarzt-Termin – in seiner Geburtsstadt Köln – war er gestern direkt zum Wahlgang gekommen, wie er TME berichtete.

Der 55-Jährige ist Volljurist. Bevor er 2001 Kämmerer des Amtes Peitz wurde, hatte er als Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Verwaltungsrecht gearbeitet. Von 2008 bis 2011 war er Stadtkämmerer und Beigeordneter in Neukirchen-Vluyn. Dort wirkte er unter anderem an dem Bau einer neuen Feuerwache mit. Ein Thema, das er auch jetzt auf dem Schreibtisch haben wird. Denn die Feuerwehr gehört wie Kämmerei und Ordnungsamt auch zu seinem Dezernat.

Von 2011 bis 2019 war er Beigeordneter und Stadtkämmerer in Wesel. Nach der Amtszeit wurde er dort nicht wiedergewählt. SPD und CDU hatten als Grund unter anderem angeführt, dass er in der Haushaltsführung zu sehr auf Steuererhöhungen gesetzt habe.

Auf die Beigeordneten-Stelle hatten sich 24 Personen beworben. Fünf von ihnen – darunter eine Frau – waren in die engere Wahl gekommen. Zwei Bewerber hatten zudem Gespräche mit CDU und Grünen geführt. Diese Fraktionen haben jetzt Fritz schließlich gewählt. Zum 1. oder 15. Mai könnte er die Stelle antreten.

Nach der Wahl gratulierte Bürgermeister Ritsche seinem künftigen Stellvertreter als Verwaltungschef mit einem Ellebogen-Check und einem Blumenstrauß. „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.“

Auf eine „gute und intensive Zusammenarbeit“ setzt auch Paul-Georg Fritz, „auch mit den Fraktionen, die mir jetzt ihre Stimme nicht geben konnten. Ich freue mich auf die Aufgaben.“ In der Bewerbung hatte sich Fritz als Teamplayer beschrieben: “ Bei allen Tätigkeiten war es für mich wichtig, im Team zu arbeiten. Wenn die Leitung einer Verwaltung gemeinsam arbeitet, gelingt ein positives Wirken jedes Einzelnen deutlich leichter. Zieht die Leitung nicht an einem Strang, ist ein positives Wirken jedes Einzelnen nur schwer möglich.“